Werner Lansburghs brillante Miniaturen aus fünfzigjährigem
Exil sind der ergreifende Bericht eines deutschen Schriftstellers über den
Verlust der Sprache, der Heimat und über den Wiedergewinn in letzter Stunde.
Der Ton ist spielerisch, heiter, sarkastisch und tiefernst
zugleich, ein echter Tucholsky-Ton, wie wir ihn aus Lansburghs berühmten »Doosie«-Büchern
kennen.
In »Strandgut Europa« vermenschlicht Lansburgh ein
unmenschliches Kapitel europäischer Geschichte, ja vergegenwärtigt uns
unsere eigene heutige Entfremdung durch die Hautnähe seines fast
lebenslänglichen Exils.
Das macht die bald tragische, bald komische Heimatsuche des
Autors zu einem Eigenerlebnis des Lesers / Zuhörers, zu einem Gleichnis, das
Kraft gibt und Trost - und ein befreiendes Lächeln.
Werner Lansburgh, geboren 1912 in Berlin, war bereits als
Gymnasiast Mitarbeiter des "Berliner Tageblatt" und musste 1933 seine Heimat
verlassen, weil er jüdischer Abstammung war.
Als Flüchtling, mit nichts als einem wertlosen Doktorgrad und
einem großen "J" (Jude) in seinem deutschen Pass, suchte Lansburgh eine
Bleibe in der Fremde, war Garagenarbeiter in Valencia, unfreiwilliger Spion
im Spanischen Bürgerkrieg und politischer Sachbearbeiter an britischen und
amerikanischen Botschaften während des zweiten Weltkrieges.
Dann nach immer wieder gescheiterten Rückkehrversuchen in die
Bundesrepublik, war er Druckereikorrektor in Uppsala, Schweden, und wurde
dort mit zunehmendem Alter als arbeitsberaubter "Sozialfall" bis an den Rand
der Selbstaufgabe getrieben, bis ihm in letzter Minute, nach fast
fünfzigjährigem Exil, der große Erfolg seiner englisch-deutschen Lehr- und
Liebesromane »Dear Doosie« und »Wiedersehen mit Doosie« eine gesicherte
Rückkehr in seine Heimat erlaubte. Er lebte dann abwechselnd in Hamburg und
Uppsala.
Während der Produktion der Autorenlesung auf Cassette lernten
Klein und Lansburgh sich kennen und schätzen. Zwischen beiden entstand eine
besondere professionelle und freundschaftliche Beziehung, deren Auswirkungen
auf die Interpretation Kleins bis heute zu spüren sind.
1990 brachte Wolfgang Klein Lansburghs Texte »Two Minutes of
English« ins Radio. Diese Kurz-Lektionen basierten auf dem gleichen Konzept
wie die "Doosie"-Erfolge, diesmal speziell auf Hörer abgestimmt.
Diese Sendereihe, gesprochen von Wolfgang Klein, war zehn
Wochen lang von Juni bis September im ersten und dritten Programm des
Bayerischen Rundfunks zu hören und wurde dort der Radio-Erfolg, so dass eine
Cassette von dieser Hörfunkproduktion hergestellt werden musste, die bislang
eine Auflage von über 4.000 erzielte. Das Adolf-Gimme-Institut
charakterisierte diese Produktion als "beispielhaft für die anspruchsvolle
'kleine Form' im Hörfunk". Leider konnte Lansburgh diesen Erfolg nur kurz
genießen. Er starb am 20. August 1990 in Uppsala. |